Vom Aschenputtel zum Superstar. Die Faszie rückt mehr und mehr in den Vordergrund.
Das Interesse an dem zauberhaften Gewebe ist regelrecht entfacht.
Das Aschenputtel hat die ganze Zeit alle Fäden in der Hand gehabt. Aber wir haben es nicht beachtet.
Gelenke und Muskeln standen im Vordergrund um bewegungsabhängige Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen zu betrachten.
Faszien durchziehen den gesamten Körper. Sie umhüllen und stützen Organe.
Sie umschließen und verbinden Muskeln. Sie kompensieren und speichern mechanische Kräfte. Unser Faszien Netz bietet Stabilität und Flexibilität.
Wir lernen immer mehr über die Bedeutung und die Funktionen der Faszien.
Wir verstehen Stück für Stück wie essentiell und wertvoll sie für viele Strukturen in unserem Körper sind.
Im jungen Alter sind unsere Faszien flexibel und stabil. Der Wasseranteil ist hoch, die Fasern (kollagene und elastische) sind elastisch und widerstandsfähig.
Mit dem Alter verändern sich Stoffwechsel, Hormonausschüttung und Immunprozesse. Bewegungsverhalten, Ernährung und Stress kommen als Einflussfaktoren hinzu.
Unterschiedliche Faktoren führen zu einem Umbau des Fasziengewebes. Es kann zu Verklebungen und Verfilzungen der Faszien kommen. Es folgen Bewegungseinschränkungen, Kraftlosigkeit, Instabilität und Schmerzen.
Damit Faszien perfekt funktionieren brauchen eine gewisse Pflege. Vernachlässigen wir unsere Faszien, können diese zu unangenehmen Verspannungen und dauerhaften Schmerzen führen.
Wie fühlen sich gesunde Faszien an?
Faszien beeinflussen deinen Bewegungsapparat und deinen Organapparat.
Gesunde Faszien sind die Grundlage für schmerzfreie Bewegungen.
Die Grundlage für uneingeschränkte Bewegungen.
Die Grundlage für gesunde Organfunktionen, für eine gute Verdauung, einen einfachen Atem und ein stabiles Herz-Kreislauf-System.
- Wenn dein Faszien Netz gesund ist hast du keinerlei Bewegungseinschränkungen.
- Dein Körper fühlt sich flexibel und geschmeidig an.
- Du hast keine Verspannungen oder Schmerzen.
- Du fühlst dich kräftig und stabil bei allem was du tust.
- Du kannst dich dauerhaft ohne Anstrengung aufrichten.
- Es fällt dir leicht dich zu bewegen.
- Du kannst längere Zeit gehen oder sitzen ohne Anstrengung.
Wie sehen gesunde Faszien aus?
Stelle dir Faszien wie ein riesiges Netz vor. Ein Netz das deinen ganzen Körper umhüllt und durchdringt.
Es ist eine Substanz aus Wasser, Eiweißen, kollagenen Fasern, elastischen Fasern und den verbindenden Vernetzungseiweißen.
Diese Bestandteile sind funktionell (parallel) angeordnet und unterstützen deine Bewegungen. Alles ist im Fluss. Es gibt keine Barrieren. Informationen und Nährstoffe können durch das Gewebe fließen.
Faszien und deren Fasern reagieren auf mechanische Einflüsse von Außen und von Innen. Spannungen werden absorbiert und weitergeleitet.
Wenn Faszien gesund sind…
- Anteil von ausreichend Wasser im Fasziengewebe.
- Faszien Fasern sind Rautenförmig angeordnet.
- Das Faszien Netz gibt dir Flexibilität.
- Das Faszien Netz gibt dir Stabilität.
- Das Faszien Netz leitet mechanische Informationen weiter.
- Die Faszien Schichten des Netzes sind gleitfähig und mobil.
- Die kollagenen Fasern und die elastischen Fasern sind miteinander verbunden.
- Die Spannung im gesamten Netzwerk ist ausgeglichen.
Ein gesundes Fasziennetz kann mit einer neuen Hängematte verglichen werden. Die Fasern sind stabil und flexibel. Lasten werden getragen und gleichmäßig verteilt.
Wie sehen Faszien aus? Hier ein schönes Video
[lyte id=“eq7ZWwwxTdI“ /]Wie fühlen sich verklebte Faszien an?
Wenn Faszien verkleben dann können sie ihre Funktionen von Stabilität und Flexibilität nicht mehr vollständig erfüllen.
Wenn Faszien verkleben kann sich das je nach Lokalisation unterschiedlich ausprägen. Verkleben deine Bauchfaszien kann sich das auf die Funktion des Verdauungssystems auswirken.
Verkleben Faszien kann das auch zu den folgenden Beschwerden führen
- Bewegungseinschränkungen aller Art.
- Bewegungen fallen schwer werden mit der Wiederholung besser.
- Spannungsgefühl in verschiedenen Bereichen des Körpers.
- (Spannungsgefühl in den Schultern und im Nacken.)
- (Spannungsgefühl im unteren Rücken.)
- Schmerzen (Faszien Schmerzen)
- Du spürst Muskelknoten und feste Muskelstränge.
- Gefühl von Instabilität.
- Gefühl von Schwere und Steifigkeit.
- Schwierigkeit sich dauerhaft aufzurichten.
- Schwierigkeit bei längerem Sitzen oder Stehen.
Faszien verklebt – wie sehen sie aus?
Wenn Faszien verkleben verändert sich die räumliche Anordnung der kollagenen und elastischen Fasern. Es kommt zu einer ungeordneten Faserstruktur.
Stelle dir eine verknotete Hängematte vor. Diese kann weniger oder keine Last tragen, wie eine normale Hängematte. Die Rautenanordung der Fasern geht verloren. Die Stabilität der einzelnen Fasern und die Flexibilität des Fasziennetzes ist nicht mehr gewährleistet. Die Fasern der Faszien verkleben, verfilzen miteinander.
Es entstehen mehr Verbindungsstellen als im gesunden Fasziengewebe. Diese pathologischen Verbindungen nennen sich Cross – Links.
Die Flexibilität zwischen den Fasern geht verloren. Die Faszienschichten liegen zu dicht beieinander und verkleben ebenso. Der Fluss von Wasser und Nährstoffen ist behindert.
- Der Wasseranteil im Gewebe ist zu niedrig.
- Der Wassermangel reduziert den Raum zwischen den Fasern und den Zellen. Fasern und Faszien Schichten verkleben schneller.
- Die Rautenanordnung der Fasern geht verloren. Es kommt zu Verzerrungen und Verklebungen.
- Die Anordnung der Fasern ist chaotisch. Kräfte können schlechter absorbiert werden.
- Die Fasern überschneiden sich öfters. Es kommt zu einem erhöhten Anteil von Verbindungen zwischen den Fasern.
- Pathologische Cross-Links bilden sich.
- Die Spannung im Faszien Netz ist an einigen Stellen zu hoch. Die Flexibilität ist eingeschränkt.
- Das Netz kann mechanische Einflüsse nicht gut absorbieren und weiter leiten.
Die Stabilität und die Flexibilität des Faszien Netzes geht verloren. Wenn sich Knoten und Verklebungen bilden. Mit zu wenig Wasseranteil wird das Gewebe spröde, wie bei dieser alten Hängematte.
Warum verkleben Faszien?
Faszien verlaufen in verschiedenen Schichten im Körper. Für geschmeidige Bewegungen gleiten die Faszien Schichten aneinander vorbei.
Aufgrund 4 wesentlicher Faktoren kann sich das Fasziengewebe verändern.
- Bewegungsmangel
- Fehlhaltungen und Schonhaltungen
- Stress und Emotionen
- Ernährung und Giftstoffe
Bewegungsmangel
Faszien lieben Bewegung. Fehlt es den Faszien an Bewegung verändern sie sehr schnell ihren Aufbau und die Anordnung ihrer Strukturen.
Dieses Gewebe reagiert sofort und sehr schnell auf mechanische Veränderungen. Gebrauchen wir es nicht, wird es entsprechend der genutzten Belastung abgebaut und umgewandelt.
Faszien brauchen Flexibilität und Stabilität.
Vermeiden wir es zum Beispiel für 2 Wochen den rechten Ellenbogen zu strecken, werden wir den Arm danach nur schwer komplett strecken können. Wer schon einmal gezwungen war einen Körperteil ruhig zu halten, weiß wie schnell der Körper das Gewebe adaptiert.
Erst durch erneute Bewegung, Mobilisation und Stabilisation können wir uns die Funktion zurück erarbeiten. Das Fasziengewebe passt sich dann wieder den veränderten mechanischen Reizen an.
Bewegungsmangel ist das größte Gift für unser Fasziengewebe. Das gilt für alle Bereiche des Körpers. Nur wenn wir uns regelmäßig und in allen Bereichen des Körpers bewegen, mobilisieren wir auch die Faszienschichten.
Schonhaltungen und Fehlhaltungen
Durch dauerhafte Schonhaltungen oder Fehlhaltungen belasten und schwächen wir bestimmt Bereiche im Körper. Mechanisch werden die Faszien zu stark beansprucht.
Da es sich um ein Fasziennetz handelt werden mechanische Einflüsse durch den gesamten Körper geleitet und verteilt. Verändern wir nichts an unsere Fehlhaltung werden langfristig Verspannungen, Bewegungseinschränkungen und Schmerzen entstehen.
Stress und Emotionen
Jedes Erlebnis jede Situation wird von uns emotional bewertet. Wir finden etwas schön oder hässlich. Wir sehen etwas locker oder wir ärgern uns. Wir sind zufrieden mit unserem Tag oder sehen das was wir nicht geschafft haben. Wir freuen uns auf unseren Arbeitsplatz und die Kollegen oder wir haben Angst.
Alles bekommt eine eher positive oder eine eher negative Bedeutung.
Alle negativen Emotionen werden vom Körper als Stress wahrgenommen und verarbeitet.
Die körperliche Reaktion ist dabei immer die Gleiche, es werden Stresshormone (Adrenalin, Cortisol) ausgeschüttet. Die Intensität variiert, abhängig von der Situation und deiner emotionalen Bewertung.
Jetzt kommt die Faszie ins Spiel. Unser Aschenputtel mag keinen Stress und reagiert mit Anspannung auf die Ausschüttung von Stresshormonen. Stresshormone bewirken ein Zusammenziehen der Fasern.
Wir alle kennen die innere Anspannung bei Stress. Dauerhaft führt diese zu Schmerzen. Die Faszien haben dann ihre Gleitfähigkeit verloren.
Bewegung spielt eine zentrale Bedeutung für gesunde Faszien. Bewegung (mechanischer Druck und Zug) stimuliert die Produktion von kollagenen Fasern. Regelmäßige Bewegungen wie gehen unterstützen den Aufbau eines strukturierten Fasziennetzwerkes. Die Faszie passt die Struktur der am häufigsten ausgeführten Bewegung an.
Ernährung und Giftstoffe
Was ist eine gesunde Faszien – Ernährung? Was sollten wir auf jeden Fall beachten?
Faszien haben einen hochreaktiven Stoffwechsel. Sie regenerieren und verändern sich regelmäßig. Die von uns zugeführten Nahrungsmittel sind die Grundlage für neue Zellen und Fasern.
Das Muskel-Faszien-Gewebe besteht aus 75% Wasser. Trinke 2-3 Liter Wasser täglich, Wasser ist die Grundlage für Stofftransporte, Stoffwechselvorgänge und das Gleiten der Faszienschichten. Durch Wassermangel können Faszien schneller verkleben. Wasser ist wichtig um Abfallprodukte aus dem Gewebe zu transportieren.
Auch die richtige Zufuhr von Proteinen, Kohlenhydraten und der richtige Säure-Base-Haushalt hat Einfluss auf Faszien. Mehr dazu findest du in hier: Schmerz und Ernährung.
Was verklebte Faszien im Körper verursachen!
Verklebte Faszien machen wenig Spaß. Dauerhaft können sie dein Leben einschränken und zu dauerhaften Beschwerden und Schmerzen führen.
- Bewegungseinschränkungen der Muskeln und Gelenke
- Faszien Schmerzen
- Mobilität und Funktion der Organe wird eingeschränkt
- Verdauungsbeschwerden
- Erschwerte Atmung
- Koordinationsschwierigkeiten
- Mangel an Schutz vor Verletzungen
- Schnellere Ermüdbarkeit des Bewegungsapparates
Faszien Fazit
Eigentlich wussten wir es schon immer. Bewege dich ausreichend und regelmäßig. Gleiche deine alltäglichen Haltungen durch Sport aus. Trinke ausreichend Wasser. Verzichte auf Alkohol, Zucker, Zigaretten und andere Giftstoffe. Finde deine Balance und reduziere den Stress.
Nichts wirklich neues, oder?
Jetzt wissen wir nur zusätzlich, dass unsere Faszien sehr sensibel und sehr schnell auf diese Veränderungen reagieren. Und das diese Faszien eine große Rolle bei der Bewegungseinschränkungen und Schmerzen haben.
Immer mehr Therapeuten, Sportler und Trainer nutzen die Faszien als Grundlage für neue Methoden. Faszien – Yoga und Black-Role sind zwei Beispiele.
Faszien Training beginnt allerdings schon viel eher. Deine täglichen Bewegungen sind dein Faszientraining.
Deine aufrechte Haltung – ist Faszientraining. Weil jede Verlagerung deines Körperschwerpunktes den gesamten Faszienapparat beeinflusst und verändert.
„Sobald der fast sieben Kilo schwere Kopf über einen chronisch nach vorn geneigten Nacken zu weit nach vorn auf den Füßen lastet, wird das Quergewölbe im Fuß zusammenbrechen“(Schwind,2014)
Ernähre dich gesund. Verzichte auf industriell erzeugte Nahrungsmittel. Koche selbst mit regionalen und saisonalen Gemüse und Obst.
Reduziere Stress und lebe in deinem Rhythmus. Schaffe dir ausreichend Zeit zur Regeneration.
Theo Zingsheim says
Ich bin sehr glücklich bei Euch vorbeigeschaut zu haben.
Jetzt bin ich auf dem Weg wieder beweglich und schmerzfrei zu sein.
tausen Dank dafür.
Schöne Feiertage
und liebe Grüße aus Steinfeld
Theo Zingsheim
Helen says
Danke für dein Kommentar, ich freue mich sehr. Liebe Grüße
Gabriel says
Liebe Helen,
ein sehr interessanter und ausführlicher Beitrag zum Thema Faszien! Es konnte festgestellt werden, dass Menschen mir Rückenschmerzen deutlich verkürze Faszien im Rückenbereich haben. Ob diese Verkürzung allerdings eine Ursache oder Folge der Schmerzen ist, kann noch nicht sicher gesagt werden. Auf jeden Fall rücken Faszien aber immer mehr in den Fokus bei Schmerzen. Und das ist gut so. Mir gefällt dein ganzheitlicher Ansatz zum Thema. Nicht nur physisches sondern besonders auch psychisches Wohlbefinden haben Einfluss auf Schmerzen im Rückenbereich. Das beschreibst du sehr gut in deinem Artikel.
Sascha says
Vielen Dank für den tollen Beitrag.
Ich quäle mich auch gern über Rollen und Bälle um die Triggerpunkte zu killen.
Muss man einfach dran bleiben.
Beste Grüße
Sascha