Die ayurvedische Medizin betrachtet nicht nur das Symptom Schmerz des Menschen. Im ayurvedischen Kontext werden verschiedene Faktoren betrachtet. Im Mittelpunkt der ayurvedischen Medizin steht nicht das Feststellen der Veränderten Funktion oder Struktur sondern es wird betrachtet was die Funktion oder die Struktur beeinflusst. Nach der ayurvedischen Lehre werden unsere Strukturen, Gewebe und Funktionen im Körper durch energetische Veränderungen und Ungleichgewichte beeinflusst und verändert. Diese Energien sind die 3 Doshas: Vata – Dosha , Pita – Dosha und Kapha – Dosha.
Das Zentrum der ayurvedischen Diagnose bilden somit die 3 Doshas. Deren Ausprägung im Körper wird genau betrachtet, weil jedes Dosha bestimmte Veränderungen im Körper hervorbringt. Entstehen Erkrankungen ist eines dieser Doshas im Körper zu stark erhöht und ein anderes zu stark reduziert, dann besteht ein Ungleichgewicht zwischen den Energien.
Deshalb ist ein Gleichgewicht der Doshas wichtig für die physische und mentale Gesundheit und unser Wohlbefinden.
Alle internen und externen Faktoren denen wir ausgesetzt sind, beeinflussen diese drei Kräfte in unserem Körper. Unsere Nahrung, unser Tagesrhythmus, unsere Beziehungen, unser Arbeitspensum, unser Bewegungsverhalten, das Klima und vieles mehr verändert das Zusammenspiel dieser drei Kräfte in unserem Körper.
Nimmt ein Dosha im Körper zu, das heißt es steigt massiv an, kommt es immer zu einem Ungleichgewicht. Die Zunahme eines Doshas hat immer den Abfall eines anderen Doshas zur Folge, damit gehen aber auch dessen Funktionen im Körper zurück. Unsere Gewebe und Strukturen können dann nicht mehr optimal versorgt werden, es kommt zu Dysfunktionen, Beschwerden und schließlich zu Erkrankungen.
Ayurveda gegen Schmerzen – individuelle Therapie der 3 Doshas
Vata – Dosha: steht für die Bewegung im Körper. Die Bewegung der Muskeln, die Aktivität des Nervensystems, der Fluss von Blut, Lymphe und anderen Körperflüssigkeiten. Das Gehen und Laufen gehört zum Vata – Dosha.
Pita – Dosha: Pita steht für Veränderung und Transformation. Alle metabolischen Prozesse und Stoffwechselvorgänge stehen unter der Pita – Energie. Pita repräsentiert einen wichtigen Teil des Verdauungsfeuers und reguliert auch unsere Körpertemperatur.
Kapha – Dosha: Kapha gibt dem Körper Stabilität und Festigkeit. Es schützt den Körper vor Äußeren Einflüssen und stärkt das Immunsystem. Es reguliert auch die Körperflüssigkeiten.
Bestimmte Erkrankungen werden den drei Doshas zugeordnet. Das bedeutet bei einer bestimmten Dosha Prominenz treten auch eher bestimmte Erkrankungen und Beschwerden auf.
Wenn du ein Vata -Dosha prominenter Typ bist, dann tendierst du eher dazu Schmerzen zu bekommen. Besonders häufig zeigen sich beim Vata – Dosha geprägten Menschen Schmerzen im Bewegungsapparat, Arthritis, Osteoporose und auch Nervenschmerzen.
Ayurveda gegen Schmerzen – die Vata Störung
Vata ist das für den Schmerz typische Dosha. Ist das Vata – Dosha erhöht kann es zu verschiedenen Schmerzen überall im Körper kommen, unter dem erhöhten Vata – Dosha sind besonders Schmerzen im Bewegungsapparat (Muskeln, Gelenke, Faszien, Knochen) zu verzeichnen.
Aber warum erhöht sich das Vata – Dosha? Welche Ursachen stecken dahinter? Dazu müssen wir uns zunächst anschauen welche Qualitäten und Eigenschaften dem Vata – Dosha zugeordnet werden. Dem Vata – Dosha werden die Elemente Raum (Akasha) und Luft (Vaju) zugeordnet. Die Qualitäten und Eigenschaften wie trocken, leicht, kalt, mobil, rau und subtil prägen das Vata – Dosha.
Durch diese Qualitäten wird Vata genährt und erhöht sich im Körper.
Durch folgende Faktoren wird Vata überregt:
• Kühle und trockene Lebensmittel
• Unregelmäßiges Essen
• Zu wenig Essen, auslassen von Mahlzeiten
• Unregelmäßiger Lebensrhythmus
• Überfluss an Reizen
• Ständiges Reisen
• Sorgen und ständiges Gedanken machen
• Depressionen
• Schlaflosigkeit, unregelmäßiger Tagesrhytmus
• Einseitige und fehlerhafte Haltungen, wie ständiges Sitzen
• Kühles und trockenes Klima
• Anhaltender Stress und Überforderung
Vata erhöht Trockenheit, Rauigkeit und Kälte in unseren Geweben. Muskeln und Gelenke sind schlecht beweglich, ihnen fehlt Wärme und Geschmeidigkeit um fließende Bewegungen ermöglichen zu können. Kommt dann noch Bewegungsmangel und schlechte Haltungen dazu, verstärken wir diese Vata Komponente.
Ayurveda gegen Schmerzen – Gleichgewicht als Behandlungsziel im Ayurveda
Das Ziel in der ayurvedischen Therapie ist nicht das Symptom zu beseitigen, sondern den gesamten Körper und dessen Doshas ins Gleichgewicht zu bringen. Wenn die Doshas reguliert werden, reduzieren sich Beschwerden, Symptome und Krankheitsbilder. Um dieses Gleichgewicht herzustellen, müssen wir das erhöhte Dosha (Vata) reduzieren und ein reduziertes Dosha (Kapha) erhöhen. Das erreichen wir indem wir die Qualitäten und Eigenschaften des Vata Doshas reduzieren, damit es nicht noch stärker angeregt wird.
Deshalb ist die ayurvedische Medizin eine ganzheitliche Methode und es werden folgende Bereiche betrachtet und verändert:
• Lebensstil
• Schlafgewohnheiten
• Ernährungsverhalten. Was wir essen. Wie oft wir essen. Wie viel wir essen. Wie regelmäßig wir essen.
• Bewegungsverhalten (Yoga). Bewegung am Arbeitsplatz, in der Freizeit. Aktivitäten die ein Dosha erhöhen oder reduzieren.
• Mentale Gesundheit. Soziale Beziehungen.
Die ayurvedische Untersuchung – Anamnese des Patienten vereint verschiedene Aspekte die dann das individuelle Therapiekonzept des Patienten ergeben, diese Fakten basieren auf den ayurvedischen Grundlagen. Diese Aspekte sind folgende:
• Prakruti – Die „Dosha“ Basis – Konstitution die uns von Geburt aus mitgegeben ist, diese haben wir unser gesamtes Leben.
• Aktuelles Dosha – Es wird geschaut welches Dosha aktuell erhöht ist, dies ergibt sich aus verschiedenen Aspekten der Anamnese (Befragung).
• Agni – Ist die Qualität unseres Verdauungsfeuers. Dazu werden Fragen zum Appetid, Essverhalten und Verdauung gestellt. Nur wenn unser Verdauungsfeuer gut funktioniert, können die Nahrungsbestandteile für unseren Stoffwechsel und so für alle Gewebe des Körpers gut genutzt werden.
• Ama – Sind alle metabolischen Abfälle die im Verdauungstrakt und in den Geweben entstehen. Ama ist niedrig wenn Agni hoch ist. Ist Agni unser Verdauungsfeuer niedrig, dann steigt der Anteil von Ama im Körper. Ama führt dann zu verschiedenen Erkrankungen. Es werden verschiedene Arten von Ama unterschieden.
• Trimala – unsere 3 Abfallstoffe im Körper, diese sind Urin, Stuhl und Schweiß. Alle sollten ausreichend und regelmäßig vom Körper abgegeben werden.
• Lebensgewohnheiten
• Ernährungsverhalten
• Weitere Beschwerden und zurückliegende Erkrankungen.
Ayurveda gegen Schmerzen – Der ayurvedische Therapeutische Ansatz
Die ayurvedische Therapie ist ganzheitlich und bezieht innerliche und äußerliche Behandlungen mit ein. Das Ziel ist die Beruhigung des erhöhten Doshas, was mit der Veränderung auf verschiedenen Ebenen erreicht wird. Dabei wird versucht die oben genannten Punkte (Agni, Ama, Trimala, Dohsha) wieder zu regulieren.
Zur Beruhigung des Vata – Doshas brauche wir die entgegengesetzten Qualitäten:
warm, ölig, stabil, schwer
Am bekanntesten und wohl auch am beliebtesten ist Abhyanga die ayurvedische Ölmassage. Aber auch von innen wird der Körper eingeölt, diese Behandlung nennt sich im Ayurvedischen Snehana. Neben der Einölung des Körpers ist Wärme ein wichtiger Teil um Vata und somit Schmerzen zu reduzieren, die Wärmebehandlungen nennen sich Swedana. Ein Traum ist der Ganzkörperölguss – Pizhinchi, bei dem werden kontinuierlich 3 l medizinisches erwärmtes Öl über den Patienten gegossen. Mit 2 Ölkännchen wird synchron das Öl langsam über den Körper gegossen. Lokale Schmerzen können mit einem kleinen Ölbad in der Mitte eines Ringes reduziert werden, diese Therapie nennt sich Kativasti.
Ayurveda gegen Schmerzen – äußerliche ayurvedische Anwendungen
Die äußerliche Therapie um Vata zu reduzieren sollte warm und ölig sein.
• Snehana – interne Ölanwendungen (Snehapanam) und externe Ölanwendungen (Abhyanga)
• Abhyanga – ayurvedische Ölmassage, für den gesamten Körper und schmerzhafte Abschnitte. Genutzt wird warmes – medizinisches Öl. Die Zusammensetzung des medizinischen Öles ist individuell für den Patienten zusammengestellt.
• Swedana – nach einer Abhyanga – Öl – Massage kann eine Wärmebehandlung in einem medizinischen Kräuterdampfbad folgen. Nach der öligen Behandlung kann dann Wärme zugeführt werden, ideal um Vata zu reduzieren. Dazu kommt der Patient in eine Art Box, nur der Kopf schaut heraus. Toxine in der Haut werden mit dem Öl abtransportiert, danach folgt eine Ruhephase von einer Stunde. Danach das Öl mit einer warmen Dusche abspülen.
• Pizhinchi – Warmer ganz Körper Ölguss
• Kativasti – lokale Anwendung von warmen Öl, dazu wird mit Hilfe eines Ringes das warme Öl wie in einer Schale über der schmerzenden Stelle aufgetragen. Besonders gut bei Schmerzen im unteren Rücken.
[lyte id=“iKkbciNJZsI“ /] [lyte id=“0_YQJrRLwJ0″ /]Ayurveda gegen Schmerzen – Innerliche ayurvedische Anwendungen
• Snehapanam – innerliche Anwendung von Öl. In Form von medizinischem Ghee – dieses wird in unterschiedlicher Menge, Reihenfolge und Dauer mehrere Tage verabreicht, nach individuellem Befund. So wird der Körper von innen mit den warmen und öligen Qualitäten genährt.
Was ist Ghee? Ghee ist geklärte Butter. Wenn du Butter ganz langsam erhitzt bilden sich weiße Flocken, diese werden gefiltert und entfernt. Der goldene Rest ist dann Ghee oder auch geklärte Butter.
Diese öligen und warmen Anwendungen reduzieren Vata im Körper. Das Öl nimmt Giftstoffe aus dem Körper auf und leitet diese ab. Äußere Ölanwendungen (Abhyanga) tragen Giftstoffe über die Haut ab, verstärkt lösen wir die Giftstoffe mit einer anschließenden Wärmebehandlung. Innere Ölanwendungen (Snehana) leiten alle Giftstoffe aus den Geweben des Körpers in den Verdauungstrakt, dieser sollte nach 5 Tagen oder 7 Tagen Snehana (innere Ölanwendung, trinken von Ghee) entleert werden. Dazu wird für einen Tag ein abführendes pflanzliches Medikament gegeben. Dieser komplexe Ablauf erfolgt im Rahmen einer Panchakarma Kur, die mindesten 7 bis 21 Tage dauert. In einer Panchakarma Kur werden die überschüssigen Doshas abgeführt und somit der Körper reguliert. Unsere Gewebe werden entgiftet.
Diese Entgiftung reduziert das erhöhte Vata – Dosha, Trockenheit und Kühle gehen zurück. Die Gewebe (Muskeln, Gelenke) werden geschmeidiger und schmerzfreier. Die Therapie wird jedoch durch Veränderung des individuellen Bewegungsverhaltens, Lebensstils und der Ernährung ergänzt.
Ayurveda gegen Schmerzen- Fazit:
Die Ursache von Schmerz ist vielseitig und individuell. Der ayurvedische Behandlungsansatz versucht dem gerecht zu werden. Schmerzen sind Zeichen für ein erhöhtes Vata – Dosha. Um dieses zu reduzieren sind Wärmeanwendungen und Ölanwendungen ideal. Innerliche und äußerliche Anwendungen nähren und stabilisieren die Gewebe des Körpers. Ein Ast der ein erhöhtes Vata – Dosha hat ist trocken und leicht, er würde schnell zerbrechen. Legt man diesen Ast in warmes Öl wird er geschmeidiger und stabiler, er bricht nicht mehr so schnell. Ähnlich verhält es sich mit unseren Körpergeweben. Wichtig ist auch die Ausleitung von Giftstoffen (Panchakarma). Nach diesen ayurvedischen Behandlungen sollte dem Typ entsprechend der Lebensstil so angepasst werden, dass das Dosha nicht mehr ansteigt. Dabei werden Ernährung, Lebensstil, Arbeitsbelastung, sozialer und mentale Konflikte, Schlafrhythmus und vieles mehr berücksichtigt. Wende auch die tägliche Ölmassage bei dir selbst an.
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